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Regionalliga West/Südwest >>>>>> Saison 1998/99
29. Spieltag - SC Verl (Tivoli)
Vorschau:
Original-Text Alemannia Web vom 23.04.99
Personell kann Trainer Werner Fuchs fast aus dem Vollen schöpfen, lediglich André Winkhold fällt noch aus. André macht zwar schon wieder lockeres Training, doch zu mehr als zum Geradeauslaufen reicht es noch nicht. So ganz spurlos geht das gesteigerte Interesse auch nicht an der Mannschaft vorbei und so mußten die Spieler heute vor dem Training noch eine Sonderschicht einlegen und für Nachschub bei den Autogrammen sorgen, so wie hier im Bild André Lenz.
Geschäftsstelle oder Taubenschlag, so recht wußten die Alemannia-Mitarbeiter diese Woche nicht, wie sie ihren Arbeitsplatz nennen sollten. Sagenhafte (für Regionalliga) 4.000 Tickets wurden bis heute Mittag bereits im Vorverkauf abgesetzt. Zur Beruhigung der Fans: noch gibt es Karten für das Spiel gegen Verl in allen Kategorien, also auch für den Sitzplatz. Sonntag werden die Tageskassen spätestens ab 13.30 Uhr alle geöffnet sein. Dort gibt es dann auch die günstigen Familientickets, die im Vorverkauf nicht zu haben waren.
Bei allem Erfolg zur Zeit vergißt die Alemannia nicht die Menschen, die in Folge des Krieges am Balkan in Not sind. Eine Mark pro verkaufter Eintrittskarte für das Meisterschaftsspiel am Sonntag stiftet der Verein zu Gunsten der Kosovo-Hilfe des Deutschen Roten Kreuzes. Unsere Besucher haben es durch ihr Kommen selbst in der Hand, wieviel Geld für den guten Zweck überwiesen werden kann.
Aus Dortmund angekommen sind die (räusper) Tröten, die vor dem Spiel an den Kassen von AN-Mitarbeitern verteilt werden und neben der bekannten Stimmung im Stadion nun auch noch für Krach sorgen werden. Fanartikel der Woche ist ein Mouse Pad aus hochwertigem Mineralstein (Anm.: Mouse geht ab wie Rakete!) und eingetroffen sind auch neue Fanschals. Das Wetter soll auch mitspielen, ja dann ... bis Sonntag auf'm Tivoli.
Bevor allerdings die in der Meldung erwähnten Tröten ihren Einsatz fanden, erhielt die Alemannia Post vom Fußball-Regional-Verband Südwest. In einem Fax teilte man mit: "...daß der in den Aachener Nachrichten verbreitete Einsatz von geräuschintensiven Lärminstrumenten (Tröten) von Vereinsseite aus unterbunden werden muß."
Viele Fans hatten zwar sowieso schon Skepsis geäußert, aber dieses Fax vom Verband löste dann doch "Erstaunen" aus. Weiter hieß es dort: "Die organisierte Steuerung der Emotionen der zu erwartenden ca. 12.000 Zuschauer im Spiel gegen Verl und auch in zukünftigen Spielen wird von der Spielleitung als unerwünschte Einflußnahme auf den sportlichen Wettbewerb angesehen."
Na die sollten uns kennenlernen. Die offizielle Pressemeldung der Alemannia endete mit den Worten: "Abpfiff vor dem Anpfiff? - Keineswegs!!! Wir sind uns sicher, daß sich die Fans den Wind nicht aus den Segeln nehmen lassen und jetzt erst recht den Tivoli in einen Hexenkessel verwandeln werden." Wieder einmal konnte keiner ahnen, dass "Hexenkessel" noch milde ausgedrückt war.
Alemannia Aachen - SC Verl 2:1 (0:0) Zuschauer: 15.200 (ca. 30 aus Verl)
Original-Spielbericht vom "Jupp aus Aachen"
Samstag Zirkus bei Roncalli, Sonntag Zirkus auf’m Tivoli, konnte das eine Steigerung sein? Es konnte ... Schon die letzten Spiele waren an Dramaturgie kaum zu überbieten, und heute? Man glaubt es kaum, aber heute sollte es dramatischer werden denn je. Also, liebe Leser, aufgepaßt!
Schon eineinhalb Stunden vor Spielbeginn herrschte rund um den Tivoli ein Treiben wie auf einem Flohmarkt. Flohmarkt? Tatsächlich, auf dem Parkplatz Gut Wolf war ein Flohmarkt und die Stadt hatte „vergessen", dies der Alemannia mitzuteilen. Das durch die fehlenden Parkplätze verursachte Verkehrschaos führte dazu, daß Tausende Zuschauer nicht zu rechtzeitig am Stadion sein konnten wie geplant. Von der Autobahnausfahrt Würselen bis Krefelder Str. z.B. brauchten einige Besucher ganze zwanzig Minuten. So kam es wie es kommen mußte, das Spiel wurde mit 15 Minuten Verspätung angepfiffen. über 15.000 Zuschauer, davon ein Bus Kids aus Verl, bevölkerten schließlich die Ränge, ein tolles Bild. Tolle Geste auch von der Alemannia, da Präsident Sawalies über Stadionmikro vor dem Spiel bekannt gab, daß die Alemannia pro verkaufter Eintrittskarte DM 1,- für die Kosovo-Hilfe des DRK spenden werde. Auch in dieser Phase der Saison verliert man nicht die wichtigen Dinge des Lebens aus den Augen. Jetzt aber geht es los, it’s Showtime, Anpfiff!
Der SC Verl, schon Samstag angereist, gewinnt die Platzwahl und wechselt die Spielhälfte. Das haben wir ja schon mal gar nicht so gerne. Unsere Mannschaft macht sich aber nichts daraus und übernimmt von Beginn an das Kommando. Trotzdem dauert es bis zur 13. Minute, ehe es das erste Mal so richtig gefährlich wird. Erwin Vanderbroek spielt einen Steilpaß auf René Hahn, der den Ball so gerade noch an der Kante Außenlinie/Strafraum erreichen kann. René Hahn flankt sofort in die Mitte, wo aber kein Aachener an den Ball kommt. Mrugalla wehrt ab, aber genau Michael Zimmermann in den Lauf. Der nimmt den Ball mit, dribbelt einige Schritte und schießt aus vollem Lauf von der Strafraumspitze aufs Tor.
TW Ortkemper aber ist auf dem Posten und lenkt den Ball mit den Fingerspitzen um seinen rechten Pfosten, Ecke. Ecke? Nein, keine Ecke entscheidet Schiedsrichter Sahler aus Mutterstadt und sieht dabei gar nicht wie ein Gewichtheber aus. Da nutzt auch das Kopfschütteln von DFB-Präsident Egidius Braun auf seinem Höckerchen nichts. Die erste Ecke gibt es dann aber in der 22. Minute. Der Ball fliegt herein, wird abgewehrt, aus dem Hintergrund will René Hahn schießen, doch ein Verler springt mit gestrecktem Bein heran und wehrt ab. Aber es gibt Freistoß, genau in der Mitte, 17 Meter vor dem Tor, Erwin-Entfernung, fertig machen zum Jubeln. Wolfram Klein hält den Ball kurz an, Erwin Vanderbroek schießt und schießt den Kopf eines Verler Abwehrspielers in der Mauer an. Schade, der wäre toll gekommen. Nur zwei Minuten später gibt es die nächste Ecke von der rechten Seite. Diesmal gibt Bart Meulenberg den Ball herein, d.h. Schnitt auf das Tor zu und zwar auf den ersten Pfosten. Dort wartet Frank Schmidt und der kann den Ball wie geplant nach hinten verlängern. Dort aber kommen sowohl René Hahn als auch Henri Heeren einen Schritt zu spät, um den Ball zu bekommen. Jetzt ist bereits eine halbe Stunde gespielt, Stephan Lämmermann wird im Strafraum angespielt, kann sich am Ball behaupten, ein, zwei Körpertäuschungen und Foul,
aber leider inzwischen außerhalb vom Strafraum. Diesmal versucht es Wolfram Klein mit einem direkten Schuß, aber auch sein Freistoß bringt nichts ein, und der Ball fliegt knapp über das Gehäuse der Ostwestfalen. Alemannia greift weiter an, René Hahn hat im Mittelfeld den Ball, legt mit der Hacke auf Erwin Vanderbroek, der sofort weiterleitet auf Thomas Lasser, der schon kurz vor dem Strafraum ist. Thomas Lasser verlängert den hohen Ball mit dem Kopf Richtung rechten Flügel auf Stephan Lämmermann. Der fackelt nicht lange, schieß direkt, trifft die Murmel aber nicht voll und so geht der Ball doch zwei, drei Meter links am Tor vorbei.
Trainer Werner Fuchs vor der Partie:
Die Alemannia hat aber weiter alles in der Hand. Neben Verl kommen mit Preußen Münster und dem Wuppertaler SV noch zwei weitere Titelanwärter auf den Tivoli!
Das ist alles schön und gut, doch ich habe bereits vor drei Wochen gesagt, daß wir nun auf keinen Fall anfangen wollen zu spekulieren und zu rechnen. Wir denken weiterhin erst einmal nur von Spiel zu Spiel. Wir dürfen uns von außen nicht verrückt machen lassen, sondern müssen in dieser entscheidenden Meisterschafts-Phase weiter kühlen Kopf behalten.
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Lange hat es gedauert, aber jetzt trauen sich die Gäste auch einmal nach vorne, und wie. Kornmaier knallt genau vor unserem Block den Ball nach vorne, schießt seinen Kollegen Baziuk an, der aber genau dadurch richtig gut an den Ball kommt, frei auf dem linken Flügel durch ist und Richtung Tor geht. André Lenz kommt heraus, Baziuk will den Ball, jetzt schon an der Strafraumgrenze, über unseren Keeper heben, doch irgendwie scheint ihm, dem kleinsten Spieler der Gäste, die mächtige Gestalt des entgegenspringenden Torwarts zu irritieren. Baziuk bekommt den Ball nicht richtig auf den Spann und so hoppelt die Kugel links am Tor vorbei. Verl wird nun aber mutiger. Alemannia wehrt in der linken Ecke des Spielfelds den Ball ab, Michael Zimmermann will ihn aufnehmen, wird aber von hinten bedrängt (gefoult?), verliert den Ball, Kornmaier dribbelt an der Strafraumgrenze einige Schritte, spielt dann quer auf Zuraski. Aber zu lang, Zuraski muß ganz nach Außen auf rechts, kann aber trotzdem an den 16er zurück flanken. Dort kommt Vogt an den Ball, doch dessen Schuß geht weit über das Tor. Aber auch unsere Mannschaft hat die erste Halbzeit noch nicht abgeschlossen. Erwin Vanderbroek bringt eine Flanke in den Strafraum, genau auf Stephan Lämmermann, der aber mit dem Rücken zum Tor steht. Das ist aber für unseren Flügelflitzer kein Problem und so schießt es aus der Drehung aufs Tor, aber
TW Ortkemper scheint gut drauf zu sein und lenkt den Ball mit einem Reflex seiner linken Hand um den Pfosten. Das war die größte Chance im Spiel bisher und langsam brauche ich die Halbzeit, die Luft ist so trocken. Eine aufregende Szene kommt aber noch kurz vor der Pause, als Verl auf dem rechten Flügel durch ist. Vogt steht angeblich nicht im Abseits, geht durch bis zur Außenlinie, flankt in die Mitte, André Lenz kommt raus, aber nicht an den Ball, Milde hat den Ball, André Lenz hinter ihm her, Milde dribbelt wieder zurück und unser TW irrt jetzt aber ziemlich unglücklich im Strafraum herum, entscheidet sich schließlich wieder ins Tor
zurückzulaufen, wo inzwischen einige Aachener das Tor absichern. Schließlich wird der Ball aber abgewehrt und wir können uns beruhigen. Verls Trainer Grösche kann das aber nicht und murmelt auf dem Weg zur Kabine in die Fernsehkameras irgendetwas von „Wir mußten doch schon längst führen, Aachens Abwehr ist doch eine Katastrophe", aha!
Trainer Werner Fuchs vor der Partie:
Gibt der 3:1-Sieg in Leverkusen Ihrer Mannschaft noch einmal zusätzlichen Schwung für den Regionalliga-Endspurt?
Zunächst einmal möchte ich sagen: Es hat unheimlich viel Spaß gemacht, in Leverkusen vor so vielen Zuschauern zu spielen und auch zu gewinnen. Unglaublich, wie viele Alemannia-Fans uns in der BayArena unterstützt haben. Auch auf diesem Weg noch einmal ein herzliches Dankeschön an unsere Anhänger, die keine Kosten und Mühen gescheut haben.
Wir waren froh, ihnen mit dem Sieg etwas zurückgeben zu können. Natürlich hoffe ich jetzt, daß wir den Schwung aus Leverkusen auch mit auf den Tivoli nehmen können.
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Die Halbzeitergebnisse aus den anderen Stadien sind ganz gut und so freuen wir uns auf die zweite Halbzeit. Die beginnt, aber Alemannias Druck ist nun weg, Das Spiel flacht immer mehr ab, die Angriffsbemühungen unsere Kicker werden immer einfallsloser. Die Abwehr der Verler steht jetzt ziemlich stabil und meistens bleibt nichts anderes übrig, als daß Frank Schmidt den Ball hoch in die Verler Abwehr knallt. Dort aber gewinnen wir kaum ein Kopfballduell, Stephan Lämmermann sowieso nicht, aber auch Wolfram Klein hat heute keinen guten Tag erwischt und kann sich immer weniger in Szene setzen. Daß es jetzt nicht zu ruhig wird, dafür sorgt in der 65. Minute Frank Schmidt. Im Laufduell mit Verls Kapitän Roger Schmidt an der Außenlinie, bekommt dieser einen kleinen Schubs mit großer Wirkung. Da sich die ganze Szene direkt an der Außenlinie abspielt, wo der Ball ins Aus trudelt, knallt der Verler mit voller Wucht in die leere (alle waren schon beim Warmmachen) Aachener Ersatzbank, gegen die Bande und bleibt am Boden wälzend in der Asche liegen. Beim Eishockey würden sich 22 Mann gegenseitig aufs Maul hauen, das gibt es zum Glück beim Fußball nicht. Aber Aufregung genug herrscht schon. Verls ganze Ersatzbank inklusive Trainer kommt angerannt und auf einmal muß jeder jeden vor dem anderen „beschützen". Unser Doc Heinze erklärt gestenreich Verls Trainer, wo eigentlich sein Platz wäre, Schiri Sahler steht staunend mitten im Getümmel und so weiter und so weiter. Auf jeden Fall war das Spiel einige Zeit unterbrochen, auf der Sitzplatztribüne saß keiner mehr, eben Aufstiegsk(r)ampf pur. Es gab Gelb für Frank Schmidt,
Einwurf für Alemannia und sehr schnell hatte sich alles wieder beruhigt. Beruhigt ist richtig, aber nur bis zehn Minuten vor Schluß, dann geht es erst richtig los. Ein Alemannia Angriff wird abgewehrt, Vogt spielt auf dem rechten Flügel aus der eigenen Hälfte einen Ball auf seinen Kapitän Schmidt. Der dreht sich kurz nach innen, sieht in der Mitte den eingewechselten Raschke und will diesen lang anspielen.
Als letzter Mann läuft dort aber auch noch Thomas Lasser Richtung eigenes Tor mit und zusätzlich kommt André Lenz aus seinem Tor Richtung Strafraumgrenze. Thomas Lasser grätscht in den Ball, der Abstand zum TW ist aber jetzt zu eng für einen Rückpaß geworden, was tun?
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Ausschnitt aus dem WDR-Video 0:1 und direkter Ausgleich verl_h1.wmv - 2,08 MB |
Der Paß wird immer länger, Thomas Lasser spitzelt mit letzter Kraft den Ball ... in den Strafraum, wo ihn sich Raschke erlaufen kann, zwölf Meter vor dem leeren Tor. TW André Lenz eilt zurück, quer durch den Strafraum Richtung Verls Stürmer. Der nimmt den Ball, dribbelt in die Mitte, André Lenz liegt schon längst ziemlich nutzlos am Boden in der Ecke, von hinten kommt inzwischen Frank Schmidt zurück, erreicht den quer dribbelnden Raschke und den Ball ... ein drittel Preßschlag, ein drittel Abwehr, ein drittel Schuß, fertig ist das Selbsttor, 0:1 (81.).
Lähmendes Entsetzen im Publikum, Trainer Fuchs schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, die paar Verler sind aus dem Häuschen, und jetzt? Ist die Saison damit zu Ende? Auf der Sitzplatztribüne stehen einige auf, die es schon immer gewußt haben und gehen. Aber die kennen die Alemannia dieser Saison wohl noch nicht und auch uns Zuschauer zur Zeit nicht. Nein, wir geben noch nicht auf. Und wir stecken unsere Mannschaft an. Fast direkt im Gegenzug kommt Stephan Lämmermann im Strafraum an den Ball, aber sein Schuß aus vierzehn Metern kann Ortkemper mit einem tollen Reflex zur Ecke abwehren. 86. Minute, auf der linken Seite ist Bart Meulenberg am Ball, flankt aus dem Lauf in den Strafraum, abgewehrt, der Ball kommt wieder in den Strafraum, flach auf Stephan Lämmermann, der dreht sich nach innen um seinen Gegenspieler und wird kurz vom am Boden liegenden Libero Nenne am Bein festgehalten. Stephan fällt, Pfiff, Elfmeter. Oh mein Gott, was für eine Aufregung, wer schießt? Ich jedenfalls nicht! Frank Schmidt nimmt sich ohne zu zögern den Ball. Hat Frank diese Saison nicht schon Elfmeter verschossen, ich glaub ja, aber ich denke nicht weiter drüber nach. Pfiff, Anlauf, TW Ortkemper fliegt in seine rechte Ecke, Frank Schmidt schiebt den Ball in die andere, TOOOR, Ausgleich, doch noch einen Punkt gerettet. Frank Schmidt rennt ins Tor, schnappt sich den Ball, auf zur Mittellinie. Jawoooohl, wir wollen noch gewinnen. Mario Krohm, Dennis Ibrahim und Dino Hoffmann waren inzwischen eingewechselt worden und alle drei (!) sind an der 89. Minute beteiligt. Michael Zimmermann hat auf rechts noch in der eigenen Hälfte den Ball, spielt auf Dino Hoffmann, der aber vorne keine Möglichkeit sieht, einen anzuspielen.
Da läßt er den Ball einfach wieder nach hinten abklatschen zu Frank Schmidt. Der schlägt den Ball Richtung Strafraum auf Dennis Ibrahim, Kopfball, gewonnen und verlängert in die Mitte auf Stephan Lämmermann. Immer noch ist der Ball in der Luft, Stephan Lämmermann streift den Ball nur ganz kurz mit dem Hinterkopf,
verlängert ihn so weiter. Völlig irritiert versucht in der Mitte Mrugalla abzuwehren, kommt aber nicht richtig an den Ball und fälscht ihn weiter nach hinten ab, Richtung Mario Krohm. TW Ortkemper stürzt aus dem Tor, kann den abgefälschten Ball aber nicht erreichen. Mario Krohm ist am Ball und ... und .... schiebt die Kugel ins leere Tor.
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Ausschnitt aus dem WDR-Video 2:1 durch Mario Krohm verl_h2.wmv - 1,41 MB |
Tor, Tor, Tor, Tor, der Ball ist im Tor, 2:1 für Alemannia in der 89. Minute. Es ist unglaublich, es ist sensationell, mir fehlen die Worte. Was? Mir fehlen die Worte? Es ist unglaublich, es ist sensationell. Wir haben das Spiel innerhalb von vier Minuten gedreht und das gegen die beste Auswärtsmannschaft der Liga. Es ist einfach nicht zu glauben, ich werde umarmt von Leuten, die ich gar nicht kenne, wir schreien, wir hüpfen, wir freuen uns wie nie zuvor. Aber das Spiel ist noch nicht aus. Verl drängt noch einmal auf den Ausgleich. Unsere Spieler schlagen die Bälle ins Aus, auf die Tribüne, einfach nur weg. Dann kommt Stephan Lämmermann in der 93. Minute an den Ball, vor der Mittellinie und kein Verler weit und breit. Stephan geht auf den Torwart zu, links läuft Mario Krohm mit. Stephan ist im Strafraum, TW Ortkemper kommt raus und kluger Paß auf links, wo Mario Krohm jetzt vier Meter vor dem leeren Tor steht und .. links vorbei, unglaublich, sensationell. Den hätte unser Marcel reingemacht (Später heißt es Platzfehler, der Ball ist versprungen). Weiter geht’s, noch immer ist nicht Schluß. 95., 96., 97. Minute, dann Schlußpfiff. JAAAAAAAA es ist geschafft, wir haben 2:1 gewonnen und mein Herz klopft wie verrückt. Seit Wochen sagen wir, daß es keine Steigerung mehr gebe, aber unsere Jungs belehren uns eines Besseren. Von Woche zu Woche wird es dramatischer, aber ehrlich gesagt, lange halte ich das nicht mehr aus.
Jetzt geht es kommenden Freitag nach Elversberg, wo schon viele Favoriten strauchelten. Was wird uns da erwarten? Ich bin gespannt und Urlaub habe ich mir auch schon genommen.
(Jupp aus Aachen)
Trainerstimmen in der Pressekonferenz nach dem Spiel:
Fritz Grösche (Verl):
Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu dem Sieg. Ich glaube, daß wir heute ein hochdramatisches, kampfbetontes, schnelles, aggressives Spiel gesehen haben, daß meiner Meinung nach nie die Grenzen des Erlaubten überschritten hat. In der ersten Halbzeit war es so, daß Aachen verständlicherweise einen sehr, sehr starken Druck entwickelt hat. Wir kamen einfach nicht dazu, gezielte Konter zu fahren. Wir sind erfreulicherweise mit dem 0:0 in die Kabinen gegangen. Wir haben dann in der zweiten Halbzeit das Spiel nach vorne gesucht, haben zwei- dreimal sehr exzellente Konter gefahren, haben es aber leider versäumt, rechtzeitig das 1:0 zu erzielen. Ich hatte da nie das Gefühl, aufgrund der Spielanlage der Alemannen, die mit vielen langen Bällen auf die Sturmspitzen operiert haben, daß wir ein Tor kassieren würden. Dann sind wir erfreulicherweise mit 1:0 in Führung gegangen, und ich meine, wenn man eine Spitzenmannschaft sein will, muß man, wenn man hier bei der Alemannia sieben Minuten vor Schluß in Führung geht, muß man dieses 1:0 über die Runden bringen. Ein unerklärlicher Fehler unseres Liberos hat den Ausgleich beschert, auch wenn Nenne bis dahin eine ausgezeichnete Partie geboten hat. Nach dem 1:1 haben wir auch noch das zweite Tor kassiert. Ich glaube, Sie haben Verständnis dafür, wenn ich das aus unserer Sicht sage, diese Niederlage hat die Mannschaft besonders aufgrund der zweiten Halbzeit nicht verdient. Wir sind am Boden zerstört, und es geht einfach darum, die Mannschaft wieder aufzurichten. Leider ist es so wie in vielen, vielen anderen Spielen, daß wir einige Unkonzentiertheiten haben und das hat sich auch heute wieder gezeigt. Wir hätten schon längst ganz, ganz oben stehen können. Ich bin der Meinung, man hätte heute aus Aachen wenigstens einen Punkt mitnehmen müssen. Trotzdem, Herzlichen Glückwunsch Werner, wer letztlich oben steht, hat es dann auch irgendwie verdient.
Werner Fuchs (Aachen):
Es stand für uns schon die ganze Woche über fest, daß es gegen Verl ein unglaublich schweres Spiel werden wird, und daß der Ausgang völlig offen war, zumal die Alemannia gegen Verl bisher nie viel gewinnen konnte. Wir haben dann in der ersten Halbzeit kontrolliert begonnen, haben auch teilweise Druck auf das Verler Tor entwickeln können. Das Konterspiel haben wir durch gutes Stellungsspiel und Pressing verhindern können. Aber nach der ersten Möglichkeit, als Verl gut durchkam, da riß bei uns der Faden. Das war schon zehn Minuten vor der Halbzeit so, und im Prinzip war es die ganze zweite Hälfte so, daß das Mittelfeld nicht in der Lage war, das Spiel zu bestimmen. Wir mußten mit vielen langen Bällen arbeiten, so wie der Fritz das schon gesagt hat. Dadurch hatten wir keinen kontrollierten Spielaufbau. In der Phase, bevor das Tor fiel, war ich eigentlich der Meinung, daß, wenn wir in der Situation einen Punkt haben und 0:0 spielen, können wir gegen diese starke Mannschaft zufrieden sein. Ja und dann begann die ganze Dramatik. Wir sind mit 0:1 in Rückstand geraten. Ich meine, daß viele schon gedacht haben, ich gebe zu, auch ich, ob wir überhaupt noch den Ausgleich schaffen können. Aber unsere Zuschauer, die haben die Mannschaft nicht hängen lassen. Und die Jungs haben den Ball aufgenommen, und dann noch mal alles riskiert. Wir sind zu dem Elfmeter gekommen und als da der Ausgleich fiel, dachte ich, jetzt können wir's vielleicht noch gewinnen, können das ausnutzen und so kam es auch. Die Mannschaft hat sich wieder zurückgemeldet. Das war natürlich eine Phase für uns, die sehr schwer zu überwinden war, aber Gott sei Dank ist es so gekommen. Kompliment an beide Mannschaften, man hat gesehen, daß viel auf dem Spiel stand und alle Spieler haben sich total verausgabt. Danke auch an unsere Zuschauer.
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Jetzt lassen wir neben unserem Freund Jupp aus Block S auch einmal einen professionellen Journalisten zu Wort kommen. Von Klaus Schmidt (Aachener Nachrichten) gab es am Montag folgenden Spielbericht in der Lokalpresse zu lesen:
Original-Text AN vom 26.04.99
Der Tivoli tobt beim Drama gegen den SC Verl
Aachen. Zum Schluß riß es die Zuschauer von den Sitzen. Das Publikum der Haupttribüne stand auf den Bänken, ein Stadion tobte und versank in schwarz-gelben Freudentaumel. Noch 10 Minuten nach dem 2:1 über den SC Verl feierten 17500 Fans (Saisonrekord in der Regionalliga) Aachens Alemannia. Ein dramatischer Fußballnachmittags hatte ein glückliches Ende genommen und die Mannschaft von Werner Fuchs mit dem siebten Sieg in Folge einen Schritt weiter Richtung 2. Liga gebracht.
"Wir sind noch lange nicht aufgestiegen", warnte Mario Krohm vor den letzten fünf Spielen- Um dann die schlechte Nachricht des Tages zu verkünden: "Ich habe bei LR Ahlen einen Zwei-Jahres Vertrag unterschrieben." Der zehnfache Saison Torschütze zog damit die Konsequenzen aus der Rolle des "Edel Jokers", die in den letzten Wochen für ihn vorgesehen war. Krohm darf den Tivoli ablösefrei verlassen.
Werner Fuchs sah sich bestätigt: Der SC Verl, bis gestern Tabellenvierter, rührte "Beton" an und gestattete der Alemannia die optische Überlegenheit. Ein einziges Mal tauchten die Ostwestfalen in der ersten Halbzeit vor dem Aachener Tor auf. Da war die Alemannia schon emsiger. Die beste Chance zum 1:0 vereitelte SC Keeper Ortkemper, der kurz vor der Pause einen Lämmermann Schuß per Glanzparade entschärfte. "Ich hatte nie das Gefühl, daß wir hier einen Treffer kassieren würden", sagte Trainer Fritz Grösche. Bei den Schwarz-Gelben lief in der zweiten Halbzeit eines durchschnittlichen Spiels nur noch wenig zusammen. Höhepunkte: In der 81. Minute "bediente" Lasser den eingewechselten Raschke, und der sagte artig danke - 0:1.
Dann überschlugen sich die Ereignisse. Lämmermann scheiterte nach dem Wiederanstoß erneut an Ortkemper, ehe Verls Libero Nenne den Aachenern zu Hilfe eilte: Handspiel im Strafraum, Elfmeter von Frank Schmidt, Ausgleich drei Minuten vor Schluß! Und als Mario Krohm nur zwei Minuten später eine Flanke von Zimmermann zum 2:1 vollendete, bebte die Krefelder Straße.
"Ich wäre heute schon mit einem Punkt zufrieden gewesen", sagte Werner Fuchs, gezeichnet von "der ganzen Dramatik". Und wieder einmal hatten die Zuschauer gehörig Anteil an einem Alemannia-Sieg: "Die haben uns nicht hängen lassen". Auch das macht einen potentiellen Aufsteiger aus.
Ich selbst habe das Spiel von der Pressetribüne aus verfolgt. Nur da hatte ich als Mitarbeiter noch einen reservierten Platz, denn die Sitzplätze waren in diesen Wochen schon weit über eine Stunde vor Spielbeginn besetzt. Dazu muss man wissen, dass es bis auf die drei Mittelblöcke auf den Holzbänken noch keine Nummerierung gab. Der Kauf einer Sitzplatzkarte bedeutete also nicht automatisch auch einen guten Platz. Entsprechend früh kamen also auch die Sitzplatzbesucher.
Das Spiel gegen Verl war in meinen Augen eines der dramatischsten, das ich je auf dem Tivoli gesehen habe. Ich kann mich an diese Partie noch ganz genau erinnern. Wir hatten gerade in Leverkusen gewonnen, waren dort mit sechstausend Fans angereist und schwammen auf einer unheimlichen Euphoriewelle. Die ganze Woche über gab es kein anderes Thema als die Siegesserie der Alemannia und das Heimspiel gegen Verl. Am Samstag hatte Saarbrücken mit einem 4:1 gegen Ahlen vorgelegt, diesmal mussten unsere Jungs nachziehen, was die Sache nicht einfacher machte.
Durch den großen Andrang wurde erst um 15.15 Uhr angepfiffen, was die Spannung weiter nach oben trieb. In unserer Reihe saß der Reporter von Radio Bielefeld, ebenfalls ein sehr emotionaler Mensch, dessen Reportage wir amüsiert zuhörten. Es passte also einfach alles. Das Spiel war einfach nur aufregend, die Stimmung auf den Rängen in diesen Wochen auch für heutige Verhältnisse unglaublich. Und dann diese Schlussphase. Ich höre heute noch den oben erwähnten Reporter von Radion Bielefeld, der gerade auf Sendung war, als die 81. Minute anbrach. Seine Stimme überschlug sich, als Ulf Raschke mit dem Ball an Keeper Lenz vorbei quer zu unserem Tor lief und als er mit Frank Schmidt zusammen den Ball über die Linie bugsierte, platzte der Kollege bald und rief den Namen Uuuuuuuuuulf Raaaaaaaschke wie ein südamerikanischer Fußballreporter in seine Heimat, folgend mit einem langgezogenen und nicht endend wollenden Goooooooooooooool.
Die anderen sanken in sich zusammen und jeder schien dasselbe zu denken: Das war's, doch kein Aufstieg. Dann der schnelle Ausgleich durch den Strafstoß und als Mario Krohm das 2:1 erzielte, gab es einen Jubel, den ich nie mehr wieder so auf dem Tivoli erlebt habe. Wildfremde Menschen umarmten sich, Philip Arens von der Bild-Zeitung ließ mich bald gar nicht mehr los, Zeitungsreporter, Radiokommentatoren, alle jubelten und wir sprangen und schrien wirklich wie die Verrückten. Manch einer, der das nicht selbst erlebt hat, mag bei diesen Zeilen jetzt denken, kann doch gar nicht so wild gewesen sein. Aber diese Minuten sind tatsächlich kaum in Worte zu fassen und ich bleibe dabei: Das hatte ich und das habe ich nie mehr wieder so intensiv erlebt.
Original-Text Alemannia Web vom 26.04.99
Mächtig angefressen war „Boß“ Sawalies vor dem Spiel, als er das aufkommende Chaos ums Stadion bemerkte. Warum vorher keiner von der Stadtverwaltung die Alemannia informiert hatte, daß dieser Flohmarkt stattfindet, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Unverständlich ist aber allein die Tatsache, einen Heimspieltermin der Alemannia für einen Flohmarkt zu vergeben und dazu auch noch den größten Parkplatz am Tivoli herzugeben. Durch verzweifelte Falschparker hatte selbst der Bus aus Verl Probleme die Stadioneinfahrt zu erreichen.
Daß Mario Krohm am Saisonende den Verein Richtung Ahlen verläßt, wußten vor dem Spiel nur einige wenige. Gemerkt hat man es im Spiel nicht und so war es schon das dritte Spiel, das „Super-Mario“ als Joker für die Alemannia entschied und damit auch seine profihafte Einstellung unter Beweis stellten konnte.
Daß Trainer Werner Fuchs nicht nur die Mannschaft „im Griff" hat, zeigte sich am Sonntag gegen Verl auch in der 84. Minute, als Thomas Lasser nach seinem Mißgeschick beim Gegentor ausgewechselt wurde. Gerade wollten einige, ich sage einfach mal Leute/Besucher, auf der Sitzplatztribüne anfangen, höhnisch zu applaudieren, da drehte sich der Trainer zum Publikum um, hob beschwichtigend die Hände und sofort verstummte die unsachliche Kritik.
Original-Text Alemannia Web vom 27.04.99
Nicht nur die üblichen Aufräumarbeiten nach einem Meisterschaftsspiel standen zu Wochenbeginn auf dem Tivoli an, nein, auch die Reparatur einer Werbebande am Spielertunnel war fällig. Die hatte nämlich „Boß“ Sawalies beim Selbsttor von Frank Schmidt aus lauter Enttäuschung eingetreten, was auch nochmal demonstriert mit welchem Engagement alle am Tivoli zur Zeit bei der Sache sind ;-))
Die Genehmigung des Staffelleiters ist da, das Spiel Freitag findet nicht in Elversberg selber statt, sondern im Ludwigsparkstadion, an das unsere Mannschaft wesentlich bessere Erinnerung hat als an die Kaiserlinde. Beide Vereine sind mit dieser Lösung zufrieden, Polizei und BGS sowieso. Mit der Anstoßzeit 18.45 Uhr soll noch mehr Aachenern die Gelegenheit gegeben werden, mit ins Saarland zu reisen.
Noch nicht genug über dieses Spiel gelesen? Wenige Tage nach der Partie gegen Verl bekam ich noch einen Fan-Bericht zugeschickt, den ich auch heute noch keinem vorenthalten möchte. Der Autor ist mir inzwischen nicht mehr bekannt, aber ich bin mir sicher, er geht heute noch zu den Spielen.
zum Spielbericht eines unbekannten Fans.
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