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Regionalliga West/Südwest >>>>>> Saison 1998/99

29. Spieltag SC Verl (Tivoli)

Ein Tag bei Alemannia Aachen
oder
Erlebniswelt Tivoli

Sonntag, 25. April 1999

Ein sonniger, frühlingshafter, einfach ein gut gelaunter Tag hat begonnen und wir haben beschlossen, noch einmal auf den Tivoli zu unserer früher so heißgeliebten Alemannia zu fahren. Letzte Woche haben unsere Oecher doch wirklich mal ein sensationelles Spiel hingelegt und haben sich damit in der Spitzengruppe, 6 Spieltage vor Schluß, festgesetzt. 3 1 hieß es am Ende in Leverkusen, nach 0 1 Rückstand und GelbRot gegen Lasser. 6.500 Zuschauer in der BayArena, fast ... fast alle aus Aachen!!! Die Vorberichte im Kicker und in Mutter's Zeitung bringen in mir eine komische gelbschwarze Antimaterie zum brodeln.
Die Entscheidung ist gefallen.

Wir müssen früh los. Über 10.000 Zuschauer werden erwartet. Erste Optimisten sprechen sogar von einem neuen Saisonrekord. Der liegt bei 13.000, damals im Herbst gegen Bayer Leverkusen Amateure. Dort spielte der 1. gegen den 2. Und nun teffen der 2. auf den 4. 6 Siege in Folge bringen doch wohl auch ältere, verstaubte AlemanniaFans auf die Beine. Fährt Mutter mit? Nein, Mutter fährt nicht mit. Renate fährt mit, Suuuuuper. Und daß, obwohl sie nach Ihrem ersten Tivoliantierlebnis damals vor 9 Jahren gesagt hat, nie mehr wieder zu diesem Meckervolk (12 gegen Viktoria Köln im ersten OberligaSpiel nach 20 ZweitligaJahren). Also Sitzplatz ist abgesprochen. Wir müssen früh los.
Abfahrt 13:10 Uhr, Anstoß 15:00 Uhr, klappt bestimmt. Wenn die Kassen schon auf sind, dann können wir ja nach dem Ergattern zweier Eintrittskarten noch schnell gegenüber ein Bierchen zwitschern. Ankunft Autobahnabfahrt Aachen/Würselen 13:45 Uhr, Zeit satt... oh Stau!!! Krefelder Straße stehender Verkehr, das gibt's doch nicht, nicht 75 Minuten vor Spielbeginn. Nun gut, wird schon werden. Überall gelbschwarze Schals, ein schöner Stau... so wie einst, anno ...
13:57 Uhr, endlich, großen Parkplatz erreicht. 2, DM Parkgebühr, so wie einst, anno ...
Doch was ist das??? Der Platz ist voll ... in letzter Reihe finden wir noch eine Lücke. Das gibt's doch nicht. 1 Stunde vor Spielbeginn.
Auf zur Kasse. Schlange, na ja, 10 Minuten ... Sitzplatzkarten 25, DM, so wie einst, anno ... Aber für Regionalliga auf Holz, na ja, für Alemannia. Und na ja, Frauen ermäßigt ,nur DM 17, , nicht so wie einst ...
Bierchen gegenüber, nö nö nö ... die Plätze sind nicht mehr fest nummeriert. Wir gehen dann vielleicht doch besser mal direkt auf die Tribüne. Den Aufgang zum Würselener Wall lassen wir, nicht so wie einst, anno ... links liegen. Man, sieht das hier aus, so wie einst, anno ...
nur viele Jahre kaputter!!!
Oh, Bierbude, Opa wurde hundertjährig, stets trank er Degra obergärig. So wie einst, anno...
Die Schlange ist lang, aber die blöden OecherSprüche verkürzen diese erheblich. Es gibt viel zu lachen wie ... in der gefliesten Bierbudentheke ist ein Loch ... sagt einer: "Kummer hier, hat doch einer ne Zijarette liejen lasse." Gelächter ... Der nächste: "Solang et der Tivoli jibt, mäht in Oache sischer keen Brauerei pleite." RiesenGelächter ... Bier, das gibt's doch gar nicht, das ist neu. Tuborg!!! Is et denn möschlisch. Ich sage besser man nichts, vielleicht gibt's das ja schon ein wenig länger hier und die denken, das kommt aus Aachen. Kleines HolgiGelächter.
Geschafft, rein ins Sitzplatzarreal. Tür auf, oh weh ... das gibt's doch nicht. Voll!!! Die Treppe runter steht voller Menschen. Raus, was nun, es ist erst 14:25 Uhr. Wohin??? Da, ein ExtraEingang für DauerkartenInhaber. Kein Kontrolleur. Nichts wie hin und rein, die Plätze sind ja nicht nummeriert, ne wahr. Wir finden in der vorletzten oberen Reihe noch 2 Plätzchen in Strafraumhöhe, prima. Doch ganz schön eng hier. Aber eng ist gemütlich, meint soeben der Stadionsprecher und sagt: Wir sollen doch ein wenig zusammenrücken, draußen stehen noch unglaublich viele Menschen und deswegen wird das Spiel mit 15 Minuten Verspätung beginnen. Verständnis??? Na, aber klar doch, so wie einst, anno ...
Man ist das schon voll!!!
Die Massen auf den überdachten Stehplätzen scheinen fast völlig gelbschwarz bekleidet zu sein. Selbst die Treppenaufgänge sind dort nicht mehr zu erkennen. Ole, Alemannia, ole ole...
Hier regiert der TSV ... Richtige Schlachtgesänge, so richtig zum Warmwerden, und das bei über 20 Grad im Schatten. So wie einst, anno ... Da!! Die Spieler kommen. Weißschwarze!!
Ach ja, die Verler, beste Auswärtsmannschaft der RegioLiga SW. Ein Pfeifkonzert, das sich hören lassen kann!!! Auh weia. So wie einst, anno ... Und dann, Hurensöhne, Hurensöhne ... Jubelschreie, was nun, ich komme gar nicht zum TivoliEcho lesen, eine echt stark gemachte Stadionzeitung. Ach ja, Jubelstürme, die Gelbschwarzen kommen zum Warmmachen auf den Platz. Kribbeln, Gänsehaut.
15:12 Uhr. Die Mannschaften laufen ein, Konfettiregen, Fahnenmeer, BundesligaAtmosphäre so wie einst, anno ...

Zum Spiel:
Alemannia verliert die Seitenwahl, muß zuerst Richtung Würselener Wall spielen. Riesenpfeif konzert. Das Spiel fängt recht überzeugend an. Gelbschwarz ist klar tonangebend. Spiel auf ein Tor kann man das beinahe nennen. Stimmung ist fantastisch. Steht auf, wenn Ihr Aachener seid hallt es herüber, und, wollen wir noch was sehen? Wir stehen auf, auch wenn wir aus Kriegsdorf kommen und DM 42, für die beiden Sitzplätze bezahlt haben.
Alemannia diktiert das Geschehen, Alemannia kontrolliert das Geschehen, Verl fährt keine Konter, weil Alemannia hinten souverän steht. Doch seit der Niederlagenserie von drei verlorenen Spielen läßt TaktikFuchs Fuchs nur noch mit 2 Spitzen spielen und dadurch sitzt Mario Krohm auf der Bank. Ergebnis: Mit jeweils viel Geduld 6 Siege in Folge. Also, recht so. HarakiriPowerFußball spielt man woanders, schließlich sind wir heute weiter als einst, anno ..
Zwei Distanzschüsse verfehlen das so begehrte Ziel knapp. Mehr nicht. Verl kontert immer besser. Und schon nach 35 Minuten muß doch tatsächlich der Andre Lenz zum ersten Mal einen vom Gegner gespielten Ball aufnehmen. Geduld, Geduld ...
Was ist das?? Lenz rettet außerhalb des Strafraumes per Kopf vor herannahendem Unheil. Szenenapplaus. Und nun, schon wieder muß er ziemlich was riskieren beim Herauslaufen. Ball oder Rot Ball gespielt, Gott sei (Dank) ein Alemanne.
45. Minute. Tolle Angriffskombination über den guten haarlosen neuen rechten Offensivverteidiger (aus der 2., spielt für Winkhold) zu Vanderbroek, der spielt direkt zu Gerd Müller, der dann im Strafraum wie früher Stepfan Lämmermann aus der Drehung abzieht. Tooooor, Tooooooooor ... Glanzparade. Der Torwart lenkt das Geschoß um den linken Pfosten.
Halbzeit. Verhaltener Applaus. 0 0, nichts verloren. Gmbh Geh mal Bier holen!!!
Nö, nö, zu voll, keine Chance.
Sie kommmen wieder. Jetzt gehtet loos!!!
Nichts geht los. Aber auch gar nichts mehr. Das Blubbern der gelbschwarzen Antimaterie ist so gut wie verstummt. Aufsteigen, ja, aber nicht mit dieser Mannschaft. Das ist zu wenig.
Ach ja, Verl. Was machen die eigentlich. Nichts. Etwas weniger als nichts.
1 Punkt, na ja, besser als 3 für Verl. Na ja, das Wetter war schön, auch auf der SitzplatzTribüne. Die Stimmung war schön, ist aber nun doch ziemlich verstimmt. Die ersten der älteren Besucher beginnen mit Sprüchen, so wie einst, anno ... Die wollen ja gar nicht aufsteigen. Immer wenn es um was geht, dann hammse alles vergessen. Dat jönn isch dem Fuchs, der Idiooot. Noch 15 Minuten, noch 12, nur noch 10!!
Verl greift an.
Was machen die???
Die Gelbschwarzen, die spielen auf Abseits, aber doch nicht erst hinten rauslaufen, wenn der Ball schon unterwegs ist. Wer hat das denn gesagt???
Zwei Verler stehen ganz plötzlich und unerwartet völlig alleine an der 16MeterLinie und erwarten den hoch hereingeschlagenen Ball. Beide wollen das Spielgerät in der Luft annehmen. Dies gelingt erstaunlicherweise nicht!!! Ja, der Andre ist ja auch noch da. Ich hatte ihn fast völlig vergessen, so tief war mir das Herz in die Socken gerutscht. Doch dieser Retter ist so überrascht, daß die beiden es nicht schaffen sich einig zu werden, daß er am Ball und an den Zweien vorbeifliegt. Das Aus!!! Zwei Verler Spieler 14 Meter vor dem nun leeren Tor.
Doch was ist??? Der Ball!!! Ja, er liegt doch zwischen den Beiden, und, er liegt. Die beiden Spieler haben wohl, so Gott der Alemanne will, den selben Gedanken. Mach Du ihn rein!!!
Danke, danke, danke ...
Dort kommt der rettende Frankie Schmidt, der Chef der Viererkette und sprintet zwischen die zwei Uneinigen Gerechten und schießt ......................................................den Ball ins leere Tor.
80. Minute. Was hat er gesehen. Eine TorwartHalluzination. Ein Kamel. Einen Vatermorgana. Eine Mamalisa. Was? Das gibt das doch gar nicht.
Ich glaub es nicht. Ich krieg ne Krise. Ich kann nicht mehr. Ich bin geheilt.
Entsetzen. Totenstille. Grabesgeruch macht sich breit.
Genau 30 Sekunden lang.
Kämpfen, Aachen kämpfen. Kämpfen, Aachen kämpfen. Kämpfen, Aachen kämpfen. Kämpfen, Aachen kämpfen. Kämpfen, Aachen kämpfen. Kämpfen, Aachen kämpfen.
Zwei neue Stürmer, Krohm und Ibrahim, der schlaue Fuchs jetzt bringt.
Ne Superidee, nicht wahr!! Die Zeit verrinnt.
Sie geben Gas. Ohne Torchancen zu erspielen. Wie lange noch??? 5 Minuten, 60 Sekunden später sind es nur noch 4 Minuten. Nachspielen. Ja, die Idee, der gute Schiri wird doch wohl nachspielen lassen. Doch bestimmt 5 Minuten, sischer.
Da, schnell aufstehen. Die Anderen tun es auch. Ich sehe wieder was. Zweikampf im Straf raum. Alemanne und Verler fallen, als sie zum Kopfball gehen wollen, beide auf den blassgrünen Tivoli-Rasen, was man so Rasen nennt. Der Schiri zeigt weiterspielen. Gott hilft dem Alemannen schneller auf die Beine als dem Nichtalemannen. Er will den Ball spielen, und ...
was nun. Der Gottverlassene spitzelt dem Gläubigen den Ball vom Fuß. Mit der Hand. Ich hab es doch genau gesehen!!! Der Schiedsrichter läßt ... nicht weiterspielen. Ich sehe nichts mehr. Alle Menschen werden immer größer!!! Ich luke durch sie hindurch.
Was ist??? Jaaaaaaaaaaaaa. Er zeigt auf den Elfmeterpunkt.
Jubelstimmung, der Tivoli bebt.
Wer soll schießen??? Keiner weiß es. Wer schießt???? Nöööööööööööööööö. Dochhhhhh.
Frankie Schmidt!!! Anlauf. Schuß. Tor. So sicher wie eben auf der anderen Seite. Unhaltbar.
1 1 . Ein Tag bei Alemannia Aachen geht zu Ende. Die 87. Minute rettet alles, was an guter Laune soeben verschwunden zu sein schien.
Stimmung. Gesänge. Tivoli. Zwischen den Tribünendächern meine ich plötzlich eine riesige Peitsche zu erkennen, die die Alemannen nach vorne treibt. Flanke von rechts vom neuen Zimbo, Kopfballverlängerung Lämmermann, Ballannahme SuperMario Krohm, Schuß ...
drin!!! 2 1.
Nach Sekunden des Hopsens und Hüpfens, man könnte es auch Tanzen nennen, mit meinem rechten Nebenmann über und fast unter den Bänken erinnere ich mich plötzlich an Renate. Wo ist Renate? Sie steht alleine dort und klatscht. Sofort lasse ich meinen neuen Freund los und überreiche ihr einen dicken Kuß. Das altehrwürdige Stadion erzittert in seinen Grundmauern, aber es hält!!!
89. Minute. Das gibt das doch gar nicht.
Die 6 Minuten Nachspielzeit, die es dann wurden, kann ich hier jetzt nicht mehr komplett schildern. Die waren so lang, daß, wenn ich dies in Worte fassen würde, sicher die Festplatte meines TrabiComputers crashen würde. 92. Minute, Krohm trifft aus 6 Metern das leere Tor nicht. Verl stürmt mit 10,5 Mann ...
96. Minute. Nein doch nein Schlußpfiff.
Ein schöööner Tag ...
Massenapplaus.
Ehrenrunde.
Glückseligkeit.
Der Stau bis zur Autobahnauffahrt zieht sich. Verkürzt sich nur durch die LiveSchaltungen vom Tivoli, zu hören über Antenne AC.
17.500 Zuschauer seien es gewesen. Der Trainer dankt über das Radio den abwandernden Fans, denn sie haben heute 2 Punkte gewonnen. TaktikFuchs will nur von Spiel zu Spiel denken.
Rechnen verboten!!! Sagt er.
Ich beginne zu rechnen, habe die Tabelle im Kopf, höre die anderen Ergebnisse.
Ein schöööner Tag, ein AlemanniaTag, ja ja.
Freitag : Auswärtsspiel in Elversberg. Wo ist das. Wie weit, Anstoß 18:30 Uhr.
Sonntag : 3. Pokalrunde auf FVMEbene in Rheinbach ....
Freitag nächste Woche: Heimspiel gegen Preußen Münster
So wie einst, anno ...

Ein alter neuer AlemanniaFan
 


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