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Regionalliga West/Südwest >>>>>> Saison 1998/99

7. Spieltag - FC Remscheid (Röntgenstadion)

FC Remscheid - Alemannia Aachen 2:3 (2:0)
Zuschauer: 600 (ca. 250 aus Aachen)

    Original-Spielbericht vom "Jupp aus Aachen"

    Alemannia auswärts beim Tabellenletzten, das verheißt nichts Gutes, oder?

    Vor dem Stadion deutete kaum etwas auf ein Drittligaspiel hin. Kein Stau, Parkplatz direkt vor der Tür, und im Stadion? 600 Zuschauer verloren sich im tristen Rund des Röntgen-Stadions, davon mindestens ein Drittel in schwarz-gelb. Schlimmer war es wohl nur noch bei Hütte gegen Chemie, 271 Zuschauer (RL Nordost). Hier in Lennep in der Gästekurve fiel es selbst uns Öchern schwer Stimmung zu machen. Das Wetter paßte sich der Kulisse an ... und unsere Mannschaft auch. Doch der Reihe nach.

    Original-Stadionzeitung >>>>> auf Klick in einem neuem Fenster vergrößern Von der Aufstellung her gab es keine Änderung zur Vorwoche und von der Einstellung her? Nach fünf Spielminuten die erste Ecke für die Gastgeber. Küsters schlägt den Ball von rechts in unseren Strafraum, Mario Krohm hält respektvollen Abstand zum Ex-Aachener Klemmer, und der ist heiß wie selten und drückt den Ball aus zehn Metern mit dem Kopf ins Tor. Stephan Lämmermann steht zwar in der langen Ecke, kann den Ball aber nicht mehr abwehren. Frank Klemmer dreht jubelnd ab, läuft auf die Gästekurve zu und grüßt uns freundlich. Wir grüßen natürlich genauso freundlich zurück und wissen wieder warum es noch Zäune im Stadion gibt. Etwas Gutes hat das frühe Führungstor der Remscheider: Wir haben länger Zeit als sonst, den Rückstand aufzuholen. Aber unsere Mannschaft hat wohl noch gar nicht gemerkt wie es steht und spielt gar nicht so wie man es sich wünscht. In der 20. Minute wird Röder steil auf die Reise geschickt, nach einem katastrophalen Fehlpaß von Bart Meulenberg an der Mittellinie, doch Christian Schmidt kann den Alleingang abwehren. Jetzt erst bekommt unsere Mannschaft langsam das Spiel in den Griff. In der 24. Minute spielt Stephan Lämmermann einen klugen Paß in die Tiefe des gegnerischen Sechzehners auf Erwin Vanderbroek und der kann fast von der Torauslinie den Ball quer zum leeren Tor legen auf ... keinen. Es war keiner mitgelaufen, der den Fuß hätte hinhalten können. Aber wir bleiben dran. Vier Minuten später versucht sich Erwin mit einem Weitschuß aus zwanzig Metern, knapp drüber. Dann die größte Chance zum Ausgleich in der 33. Minute. Von halblinks schlägt Erwin Vanderbroek einen Freistoß in den Strafraum, der sich gefährlich zum Tor hin dreht, Frank Schmidt kommt von hinten und bekommt den Ball aus acht Metern genau auf den Kopf. Doch der Kopfstoß ist zu unplaciert, Torwart Melka kann im Nachfassen halten. Das mußte der Ausgleich sein. Hat unsere Mannschaft wohl auch gedacht, trauert wohl der vergebenen Chance nach und paßt hinten nicht auf. Denn Remscheid kontert, mit Ohemeng auf der linken Seite. Der wird gefoult, Vorteil, Vossen ist auf dem linken Flügel durch, paßt scharf nach innen auf Röder, doch Henri Heeren ist früher am Ball ... und lenkt ihn unglücklich ins eigene Tor. Alles faßt sich an den Kopf und will es nicht wahrhaben. 0:2 beim Letzten nach 34 Minuten. Vielleicht schaffen wir ja noch vor der Pause den Anschluß. In der 38. Minute schnappt sich Thomas Lasser in der eigene Hälfte den Ball, umkurvt zwei Gegenspieler, weicht auf den rechten Flügel aus und kann unbedrängt den Ball vors Tor flanken, Flugkopfball Stephan Lämmermann, aber links am Tor vorbei. Dann ist Halbzeit und irgendwie sieht man unserem Trainer Werner Fuchs an, daß er leicht angesäuert ist. Er wechselt bereits in der Pause aus, und schickt mit Dennis Ibrahim den dritten Stürmer auf den Platz.

    Original-Stadionzeitung >>>>> auf Klick in einem neuem Fenster vergrößern Trainer Fuchs muß in der Kabine seine Mannschaft wohl wachgeküßt haben, wie auch immer. Denn die 2. Halbzeit geht gut los. Traumkombination von hinten heraus mit Thomas Lasser aus dem Mittelfeld, Ballübernahme mit Erwin Vanderbroek, vorne im Strafraum bewegt sich was, es ist Mario Krohm, der prompt auch den Ball in die Tiefe bekommt und ihn fast mit der Hacke wieder zurück ablegen kann, wieder auf Thomas Lasser, der durchgestartet ist und nun alleine vor dem Tor steht, die Nerven behält und den Ball mit links in die rechte untere Ecke versenkt (48.). Meine Herren, so kann es weiter gehen. Doch Alemannia kann keinen rechten Druck ausüben und setzt nicht nach. Erst in der 63. Minute die nächste Torchance für unsere Jungs. Erwin Vanderbroek flankt flach nach innen auf Dennis Ibrahim, doch der Ball wird von Giaslanis abgefälscht und geht über das eigene Tor zur Ecke. Alemannia verstärkt die Offensive, Remscheid kontert. 66. Minute, Galache ist rechts frei durch, gerät aber in einen sehr spitzen Winkel, so daß Christian Schmidt den Ball zur Ecke abwehren kann. Nur eine Minute später ist es wieder Galache, der sich rechts durchgesetzt hat und von der Außenlinie diesmal den Rückpaß spielt, aber nicht auf den mitgelaufenen Röder, der am Fünfmeterraum lauert, aber gedeckt ist, sondern noch einen weiter zurück auf Titi Ohemeng, der völlig allein ist. Der hat sogar noch soviel Zeit, sich den Ball am Elfmeterpunkt zurechtzulegen, um ihn dann links am Tor vorbei zu schieben. Das wär's wohl gewesen. Unser Trainer wechselt aus. Der angeschlagene Clirim Bashi verläßt den Platz und Rasim Suksur in seinem zweiten Einsatz übernimmt seine Position. Der spielt stark, sehr stark sogar. Rasim ist schnell und kopfballstark. Diese Erfahrung muß auch der Remscheider Mittelstürmer Röder machen, der nach einem Zusammenprall mit den Köpfen benommen liegen bleibt. Fast schon unverantwortlich, daß der kurze Zeit später schon wieder mitspielt. Nach dem Spiel in der Kabine bricht Oliver Röder dann auch zusammen und der Notarzt muß geholt werden. Hoffentlich ist da nicht mehr passiert. Remscheid jedenfalls kommt von da an nicht mehr gefährlich vor unser Tor. Aber immer noch liegen wir ein Tor zurück. Dritte Auswechslung in der 78. Minute, für Bart Meulenberg kommt Dino Hoffmann. Der führt sich gut ein, spielt einen guten Paß auf Mario Krohm, doch trifft in der 81. Minute nur den rechten Außenpfosten. Remscheid wird schwächer und wankt. Eine Minute später Flanke auf Dennis Ibrahim, sein etwas verunglückter Kopfball fällt Frank Schmidt, der sich unbemerkt in den Strafraum geschlichen hat, vor die Füße, und der beweist seine Torgefährlichkeit, in dem er mit dem linken Fuß aus der Drehung den Ball ins Remscheider Gehäuse schießt. Ausgleich und jetzt bleibt Alemannia dran. Nur eine Minute später ist Mario Krohm im Strafraum und wird gefoult (?). Nicht nach Ansicht von Schiedsrichter Engler, das Spiel läuft weiter. Noch fünf Minuten, Eckball für Alemannia vor der eigenen Fankurve. Der Ball segelt in den Strafraum, wo wieder Frank Schmidt lauert und den Ball mit dem Kopf aus zwölf Metern versenken kann. Yes, Yes Yes!!! 3:2 für Alemannia nach 0:2 Rückstand, das haben noch nicht gehabt in dieser Saison. Auch die Remscheider Polizei ist begeistert und mischt jetzt im Fanblock mit. Doch das Spiel ist noch nicht zu Ende. 88. Minute, Winkhold foult Vossen, der tritt einfach zurück, klare Tätlichkeit. Doch sowohl Schiedsrichter als auch Assistent haben wohl schon abgeschaltet und wollen nichts gesehen haben. Drei Minuten Nachspielzeit zeigt der Unparteiische dafür an. In der 92. Minute Konter von Aachen, Stephan Lämmermann verlängert auf Dennis Ibrahim, der leitet weiter auf Erwin Vanderbroek, kein Abseits, Erwin ist im Strafraum, an TW Melka vorbei und der läßt das Bein stehen. Strafstoß für Alemannia, Gelb (das nennt man wohl Fingerspitzengefühl) für Melka. Doch Stephan Lämmermann scheitert, TW Melka kann den Ball zur Ecke abwehren. Noch immer ist nicht Schluß, noch mal Eckball für Remscheid? Nein, Schiedsrichter Engler pfeift vor der Ausführung ab, Alemannia gewinnt sein zweites Auswärtsspiel der Saison und, wie sagte Trainer Fuchs später, ist mit einem blauen Auge davon gekommen. Vielleicht sollte man demnächst von Anfang an so spielen. Ich mein ja nur so, als kleiner Tip. Denn so eine erste Halbzeit möchten wir wohl alle nicht mehr sehen ...
    (Jupp aus Aachen)

Trainerstimmen in der Pressekonferenz nach dem Spiel:

Werner Fuchs (Aachen):
Obwohl wir dieses Spiel gewonnen haben, bin ich stocksauer auf meine Mannschaft. Was wir hier in der 1. Halbzeit abgeliefert haben, war schon fast eine Unverschämtheit. Ich hatte ausdrücklich darauf hingewiesen, was uns hier erwartet und als Beispiel das Spiel von gestern Leverkusen in Bremen angeführt. Eine Mannschaft, die nicht gut gestartet ist und unbedingt Punkte braucht, wird vermehrt kämpfen und Einsatz zeigen. Dann muß man eben von Anfang an dagegen halten. Wir aber haben gespielt wie ein Kirchenchor und sind noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Wenn wir heute verloren hätten, wären wir zurückgefallen und wieder hinter der Musik hergelaufen. In der 2. Halbzeit hat die Mannschaft wenigstens zeitweise gezeigt, was in ihr steckt. Ich hoffe, daß das Spiel für uns eine Lehre war und werde darauf einwirken, daß so etwas nicht noch mal passiert.

Klaus Scheer (Remscheid):
In der 1. Halbzeit war unser Einsatz hervorragend, und wir haben auch sehr gut gespielt und gekämpft. Auch die Tore wurden gut vorbereitet. Aber schon in der Pause haben wir gewußt, daß es nicht reicht, den Spielstand nur zu verteidigen. Wir wollten in der 2. Halbzeit auf Konter spielen und bei Ballbesitz den Weg nach vorne suchen. Wir hatten auch dann die große Chance zum 3:1 durch Titi, als er frei aus 10 Metern zum Schuß kommt. Wenn da das Tor fällt, ist, glaube ich, ist das Spiel für uns entschieden. Später haben wir es einfach nicht mehr geschafft, bei Ballbesitz nach vorne zu kommen und zu spielen. Was dann allerdings aus den Standardsituationen passiert ist, kann ich nicht begreifen. Wir hatten vor allem zu diesem Zeitpunkt mehr Abwehrspieler als Stürmer auf dem Platz. Doch die Zuordnung und Abstimmung stimmte einfach nicht mehr, so daß die Gegenspieler von hinten ankommend unbedrängt an den Ball kamen. Auch wenn das erste Tor von Aachen toll herausgespielt war, darf es einfach nicht passieren, daß die Nummer Sechs von Aachen von hinten so frei nach vorne kommt, ohne gestört zu werden, und daß unbedrängt drei Doppelpässe gespielt werden können. Wieder einmal haben wir durch individuelle Fehler ein Spiel verloren.


Durch die erste Saisonniederlage der Leverkusen-Amateure war die Spitzengruppe wieder näher zusammengerückt. Alemannia rückte auf Platz 3 vor und lag nur noch drei Punkte hinter Spitzenreiter Ahlen. Es folgte ein für unsere Mannschaft spielfreies Wochenende und es war Zeit für gute Taten.


    Original-Text Alemannia Web vom 14.09.98
    Das spielfreie Wochenende nutzt der Regionalligist Alemannia für gute Taten. Erst tritt man am Freitagabend zum Vereinsjubiläum beim SC Münsterbusch am Glashütter Weiher an, dann unterstützt die Mannschaft mit Trainer Fuchs am Samstag morgen das DRK im Kampf für ein weltweites Landminenverbot mit einer Sammelaktion. Die Alemannia stiftet für das Torwandschießen dort Trikots und Eintrittskarten. Dort am Holzgraben ab 11.00 Uhr erfährt das Deutsche Rote Kreuz neben den Kickern weitere Unterstützung durch hiesige Bundestagskandidaten. Damit des Gutes nicht genug. Auch den am finanziellen Ruin stehenden SV 09 Baesweiler hilft die Alemannia, in dem sie dem nach Baesweiler gewechselten Spieler Garcia ohne Ablöse die sofortige Freigabe erteilte und der schon am Sonntag eingesetzt werden konnte. Der Verein ist sich also auch als größter Fußballclub der Region seiner sozialen Aufgabe in einer gewissen Vorbildfunktion bewußt.

Wenige Tage nach dem Sieg in Remscheid schreckte folgende Meldung auf.


    Original-Text Alemannia Web vom 18.09.98
    Schlechter Witz? Nein, wohl ernst gemeint!

    Was sich vielleicht zunächst wie ein schlechter Scherz anhört, ist aber wohl inzwischen eine Tatsache. Nachdem im Laufe der Woche schon etwas vom FC Remscheid durchsickerte (1,5 Millionen Mark aktuelle Schulden), ist es seit heute Nachmittag amtlich. Der FCR zieht nach einer Sitzung von Vorstand, Beirat und Vertretern der Stadt Remscheid mit sofortiger Wirkung seine Mannschaft vom Spielbetrieb der Regionalliga zurück und gilt damit als erster Absteiger. Schon am Sonntag in Salmrohr wird die Mannschaft nicht mehr antreten. Alle ausgetragenen Spiele werden nicht gewertet, so auch unser Sieg von Sonntag. Im Videotext von WDR 3 ist die Tabelle schon korrigiert (Alemannia damit nur noch 5. der Tabelle). Bei uns werde ich die Tabelle erst kommende Woche berichtigen, wenn darüber einige Tage vergangen (s. Baesweiler) sind und ich 100% Gewissheit habe. Da Alemannia's Spiel so frisch in Erinnerung ist, will man so etwas ja eigentlich gar nicht wahr haben. Das hieße aber auch für die Rückrunde, daß Alemannia dann zwei Spieltage hintereinander spielfrei ist (also keine Punkte holen kann). Da es keine Minuspunkte mehr gibt, sieht die Tabelle nun immer etwas „merkwürdig“ aus und Woche für Woche sind zwei Mannschaften spielfrei.

Nach vielen Verhandlungen, einem plötzlich aufgetauchten unbekannten Sponsor und einer Reduzierung des Kaders durch Spielerverkäufe konnte der FCR übrigens die Saison dann doch zu Ende spielen (und der WDR konnte seine Tabelle wieder berichtigen ;-)).


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