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Regionalliga West/Südwest >>>>>> Saison 1998/99

13. Spieltag - SpVgg. Elversberg (Tivoli)

Alemannia Aachen - SpVgg. Elversberg 2:1 (1:1)
Zuschauer: 3.200 (ca. 10 aus Elversberg)

    Original-Spielbericht vom "Jupp aus Aachen"

    Die Mannschaft hatte laut Presse dem Trainer zum Geburtstag einen Sieg versprochen. Wenn da mal der Gegner mitspielt...

    Auch 1998 gab es sie schon: die "IG-Bude" auf dem Vorplatz
    Drei Wochen ohne Sieg und schon war wieder Alltag am Tivoli eingekehrt. "Lediglich" gut dreitausend Zuschauer hatte der Neuling aus dem Saarland ins Stadion gelockt. Darunter befanden sich auch drei Fans des 1.FC Magdeburg, die sich mit Zaunfahne bewaffnet morgens aus lauter Langeweile ins Auto gesetzt hatten, um ein Spiel auf dem Tivoli zu erleben, hatten sie doch schon mehrmals jetzt von der tollen Stimmung am Tivoli gehört und gelesen. Noch am Abend ging es für die Jungs wieder zurück, spielte doch am Sonntag der 1. FCM gegen keinen geringeren als Dynamo Dresden.

    Umstellungen gab es in der Mannschaft. Für den verletzten Torwart Christian Schmidt kam André Lenz zum ersten Mal nach seinem Platzverweis von Trier wieder in die Mannschaft. Auch Bart Meulenberg spielte wieder von Anfang an, dafür blieb Andreas Bluhm zunächst auf der Bank, weilte der doch wegen eines Trauerfalls in der Familie einige Tage im Ausland. Für den gesperrten Clirim Bashi spielte schließlich der schon in Verl eingewechselte Rasim Suksur zum ersten Mal von Beginn an. Gerade der spielt aber zunächst etwas nervös, und man merkt der Mannschaft vor allem in der Abwehr an, daß sie zum ersten Mal mit Umstellungen zu kämpfen hat. Mit der ersten gefährlichen Szene im Spiel passiert es dann auch schon. Steilpaß auf Goulet, der geht auf und davon und schiebt an der Strafraumgrenze den Ball unter dem herausstürzenden André Lenz ins Tor. 0:1 in der 6. Minute, das ist es mal wieder. Und es geht zunächst so weiter. Nur zwei Minuten später muß Stephan Lämmermann auf der Linie retten, als ein Eckstoß zunächst abgewehrt wird, der Nachschuß aber bald im Tor gelandet wäre. In der zwölften Minute kommt Mehle kurz vor dem Strafraum zum Schuß und André Lenz muß die Fäuste zu Hilfe nehmen um den Ball abzuwehren. Nach einer Viertelstunde tut sich dann zum ersten Mal auch etwas auf der anderen Seite. Erwin Vanderbroek nimmt sich ein Herz und schießt mit links aus fast zwanzig Metern aufs Tor. Torwart Zwirnlein kann den Ball nicht festhalten, Dennis Ibrahim setzt nach, bekommt aber von hinten einen kleinen Schubser, so daß er nicht mehr an den Ball kommen kann. Zum ersten Mal werden wir laut. In der 19. Minute kommt André Winkhold über den rechten Flügel und zweimal hat er die Gelegenheit zu flanken, doch in der Mitte gelingt es keinem einen Kopfball anzusetzen. Doch auch der Neuling muckt weiter auf. Delic spielt auf der rechten Seite Bart Meulenberg aus, der einen Moment zu spät mit seinem Tackling kommt. Kurz vor der Torauslinie flankt er den Ball nach innen, wo er aber an Freund und Feind und besonders Brent Goulet ganz knapp vorbeifliegt. Das wird aber die letzte Szene sein, in der mir etwas über unseren Gast aufgefallen ist. Von nun beginnt unsere Mannschaft das Spiel in den Griff zu bekommen. Das Spiel wird nun aber auch härter geführt und innerhalb von zwölf Minuten zeigt der Schiedsrichter fünf gelbe Karten, schön verteilt auf beide Seite. Aber unsere Spieler gewinnen jetzt ihre Zweikämpfe und werden dadurch feldüberlegen. Ecke in der 28. Minute von links. Stephan Lämmermann flankt, abgewehrt, wieder auf unseren Flügelflitzer, der diesmal den Ball ganz lang spielt und am zweiten Pfosten lauert Henri Heeren, der den Ball zum Ausgleich ins Tor drücken kann. Alemannia bleibt jetzt am Drücker. Zehn Minuten später, Einwurf Erwin Vanderbroek auf Stephan Lämmermann, der spielt zwei Gegner aus, paßt quer zu Henri Heeren, der aus achtzehn Metern direkt abzieht. Doch im Strafraum ist noch ein Abwehrbein im Weg zur Führung. Eigentlich ist es jetzt schade, daß Pause ist, hatte doch unsere Mannschaft gerade alles unter Kontrolle. Wir hoffen auf die zweite Halbzeit.

    Trainer Werner Fuchs vor der Partie:

    Nach drei Spielen in Folge ohne Sieg dürfte die Zielsetzung für das heutige Heimspiel klar sein, oder?

    Keine Frage: Gegen Elversberg ist ein Sieg Pflicht. Drei Punkte müssen her, damit wir den Anschluß zur Spitze nicht verlieren. Wenn wir uns in Bestform präsentieren, wird uns das auch ganz sicher gelingen.
    In der Halbzeit wird ausgewechselt. André Winkhold bleibt mit Verdacht auf Rippenbruch in der Kabine, für ihn kommt Andy Bluhm. Mario Krohm ist der erste, der nach dem Wechsel wieder richtig wach ist. Erst schießt er von der Strafraumgrenze mit links knapp über das Tor, nur eine Minute später zielt er mit dem rechten Fuß knapp links vorbei. Dann passiert aber lange nichts mehr aufregendes. Erst in der 64. Minute steigt die Spannung wieder. Erwin Vanderbroek bekommt einen Freistoß vor unserem Block S und alles denkt an das letzte Heimspiel. Diesmal jedoch geht der Ball ganz knapp am rechten Pfosten vorbei und auch Mario Krohm kommt einen Augenblick zu spät. Vier Minuten später sorgt wieder Mario Krohm für Aufregung. Kurz hinter der Mittellinie bekommt er den Ball, gewinnt das Laufduell mit Gegenspieler Loos, aber der Winkel zum Tor ist recht klein geworden. So versucht Mario den Ball mit der rechten Innenseite an Torwart Zwirnlein vorbei zu schieben, doch der riecht Lunte und faustet den Ball weg. Dann ist wieder lange Pause. Unsere Mannschaft bemüht sich zwar und richtig zwingend sind die Aktionen nicht und der überaus schlechte Platz tut sein übriges, ein gutes Kombinationsspiel zu behindern. Aber gewinnen werden wir trotzdem. Denn in der 82. Minute vernascht Stephan Lämmermann wieder einmal zwei Gegenspieler, spielt steil auf Mario Krohm, der will den Ball am / im Strafraum über seinen Gegenspieler heben und... "HAND" brüllen wir aus tausend Kehlen. Es funktioniert, Strafstoß acht Minuten vor dem Ende. Ich geb's zu, ich hab die Situation nicht richtig erkennen können, aber Schiedsrichter Engler zögert keine Sekunde und der steht nur wenige Meter daneben. Vergebens reklamieren unsere Gäste, schimpfen vehement mit dem Linienrichter auf ihrer Seite, aber es nutzt natürlich nichts. Frank Schmidt nimmt sich den Ball und verwandelt sicher zum 2:1. Jetzt merkt der Aufsteiger erst, daß es für Nichtstun keine Punkte gibt. Eine Chance bekommt Elversberg noch, doch in der 92. Minute ist André Lenz auf dem Posten und kann mit einem tollen Reflex den Ball ins Aus abwehren. Kurze Zeit später ist Schluß, die drei Punkte unter Dach und Fach.

    Wir haben heute vielleicht das bisher schlechteste Heimspiel der Saison gesehen, zugegebenermaßen gegen einen sehr unbequemen Gegner, das habe auch schon andere gemerkt. Aber heute haben wir einen Punkt mehr geholt als in den letzten drei Wochen zusammen, und nur das zählt, für mich jedenfalls... und für viele andere auch.
    (Jupp aus Aachen)

Trainerstimmen in der Pressekonferenz nach dem Spiel:

Neale Marmon (Elversberg):
Wir sind natürlich enttäuscht über das Spiel und das Ergebnis auf alle Fälle. In den ersten zwanzig Minuten haben wir drei gute Chancen gehabt. Wir wußten, daß Alemannia von der Psyche her etwas down war, sie hatten ja drei Spiele nicht mehr gewonnen. Wir wollten die Situation ausnutzen, haben aber leider nur ein Tor geschossen. Im Laufe des Spiels ist der Druck der Alemannia laufend gestiegen. Trotzdem hatten sie keine klaren Torchancen. In der zweiten Halbzeit muß ich der Mannschaft den Vorwurf machen, daß sie nicht mehr versucht hat, den Ball laufen zu lassen. Wir haben den Ball nicht mehr in den eigenen Reihen gehalten. Trotzdem glaube ich, daß der Elfmeter nicht berechtigt war. Zuerst hat der Linienrichter die Fahne nicht gehoben, da er zehn Meter weit weg stand. Dann hat es in so einer Situation, in so einem Stadion, der Schiedsrichter natürlich schwer. Egal, wir haben einfach in beiden Halbzeiten zusammen zu wenig gemacht.

Werner Fuchs (Aachen):
Wir waren in den ersten zwanzig Minuten überhaupt nicht auf dem Platz. Wenn wir in Ballbesitz waren, war spätestens nach der zweiten Station der Ball weg, anstatt da mehr auf Ballbesitz zu spielen, damit man ins Spiel reinkommt. Außerdem haben wir kaum einen Zweikampf gewonnen, weder auf dem Boden noch in der Luft. Erst als die Mannschaft anfing zu fighten, auch die Zweikämpfe echt gesucht hat und angefangen hat, sich da durchzusetzen, haben wir unseren Rhythmus gefunden. Ich denke, daß wir erst in der zweiten Halbzeit die ein oder andere Möglichkeit hatten zum Tor, so daß wir früher in Führung gehen konnten. Die Mannschaft hat dann über den Fight und das Engagement das Spiel für uns entschieden. Ich danke ihr, daß sie dadurch die kleine Feier heute Abend etwas günstiger gestalten kann. Sicher werden wir über die Sachen sprechen, über die ersten zwanzig Minuten, aber danach hat die Mannschaft wirklich alles gegeben. Ich denke, letzten Endes, weil Elversberg in der Anfangsphase nicht das zweite Tor gemacht hat, und wir insgesamt mehr Spielanteile hatten, ist der Sieg verdient.


Zum Torwartwechsel gab es dann folgende Meldung:




    Original-Text Alemannia Web vom 25.10.98
    Kurz, aber groß war der Schreck, den einige Zuschauer hatten, als sie das Warmmachen der Spieler am Samstag vor dem Spiel beobachteten, fehlte doch Stammtorwart Christian Schmidt auf dem Feld. Christian hatte sich letzten Montag beim Training den Meniskus angerissen, hatte aber bis Donnerstag noch gehofft, die notwendige Operation bis zur Winterpause hinauszögern zu können. Im Laufe der Woche merkte man aber, daß das wohl keinen Zweck hat, so daß der Medizinstudent jetzt am Montag operiert wird. Anschließend wird er dann noch ca. drei Wochen ausfallen. Trainer Fuchs ist auf der anderen Seite froh, mit André Lenz einen nahezu gleichwertigen Torwart zur Verfügung zu haben, so daß keine sportliche Schwächung eintritt.




    Original-Text Alemannia Web vom 27.10.98
    Interessant und amüsant war der Nostalgie-Abend im Jakobshof, bei dem an den Bundesligaaufstieg 1967 und die drei Jahre BL mit der Vizemeisterschaft 1969 erinnert wurde. Besonders der damalige Trainer Michel Pfeiffer, noch heute regelmäßiger Tivoli-Besucher, wußte die zahlreichen Zuhörer mit einigen Anekdoten zu erheitern. Einige Filmbeiträge lockerten die Talkrunde (Pfeiffer, Schöngen, Sell, Martinelli, Klostermann, Führen, Sawalies, Kreutz und Moderator Pastor, AN) auf, wie zum Beispiel der Sportstudioauftritt von Jupp Martinelli im Herbst 1969 bei Harry Valerien. Bemerkenswert war vor allem, wie sich zwar die Zeiten geändert haben, so daß einiges von damals teilweise einfach unvorstellbar ist, auf der anderen Seite aber auch vieles von damals sich im Grunde doch wohl nie ändern wird.


Dass folgende Meldung uns später gar nicht betreffen würde, konnte natürlich jetzt im Oktober 1998 noch keiner ahnen. Aktuell waren die Beschlüsse für die Planungen aber interessant und wichtig.


    Original-Text Alemannia Web vom 28.10.98
    Eigentlich war es schon länger klar, doch offiziell wurde es erst am letzten Wochenende beim DFB-Bundestag beschlossen, die zweigleisige dritte Liga. Diese Klasse startet ab der Saison 2000/2001, nur die kommende Saison gilt als Bewerbung, wobei sich aus der RL West/Südwest 12 Clubs qualifizieren werden (dazu 12 Vereine aus Süd, sechs aus Nord und sieben aus Nordost, d.h. eine Liga mit 18 und eine mit 19 Mannschaften). Neben dieser sportlichen Qualifikation gibt es auch eine dem Lizensierungsverfahren angelehnte wirtschaftliche Prüfung, bei der die Vereine schon im Laufe der nächsten Saison verschiedene Unterlagen einreichen müssen. Insbesondere geht es dabei auch um Vereinbarungen und Zahlungen in Bezug Berufsgenossenschaft.

Die Liga befand sich eigentlich seit ihrer Einführung im Umbruch - und ist es bis heute geblieben. Die o.a. Meldung war ein weiterer Versuch, eine Wirtschaftlichkeit der 3. Liga zu erreichen. Der nordhessische Traditionsverein Hessen Kassel musste sich bereits Anfang 1998 - mitten in der Saison - aus dem Spielbetrieb zurückziehen, RW Essen war zwar sportlich abgestiegen, eigentlich aber auch am Rande des finanziellen Ruins, in Göttingen streikten die Spieler wegen fehlender Gehaltszahlungen und der finanziell arg angeschlagene FC Sachsen Leipzig zog sich auch nur mit Mühe aus dem Sumpf.

Die Reduzierung auf zwei Ligen war so eine Art Notbremse, initiiert von DFB-Präsident Egidius Braun höchstpersönlich. Auch die Alemannia schrieb rote Zahlen und die Lage war Ende Oktober dramatischer als die meisten wussten. Nur wenige Tage vor der Zahlungsunfähigkeit gelang die Rettung: Die Kinowelt Medien AG mit ihrem Vorstand Dr. Michael Kölmel stieg als Partner ins Boot und unterschrieb für 2,6 Mio.DM einen Kooperationsvertrag. Die Zahlungsfähigkeit war wieder hergestellt.


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