Alemannia 98/99 - Der Aufstieg - per Klick zur Startseite
 

Regionalliga West/Südwest >>>>>> Saison 1998/99

Testspiele


Wie schon ein Jahr zuvor absolvierte unsere Mannschaft zur Vorbereitung auf die neue Spielzeit ein Trainingslager in Spa. Von da aus reiste das Team zum ersten Testspiel an. Mit einem deutlichen 9:0 bei Rot-Weiß Eynatten startete unsere Mannschaft am 10. Juli in eine Serie von Freundschaftsspielen. Höhepunkt war dann ein Testspiel gegen den Bundesligaabsteiger 1. FC Köln (mit Trainer Bernd Schuster), das in Kohlscheid ausgetragen wurde, da der Rasen auf dem Tivoli durch ein Konzert des niederländischen Supergeigers André Rieu ruiniert war.

Dazu die passende Meldung:


    Original-Text Alemannia Web vom 07.07.98
    Bekanntlich hatte die Stadt Aachen dem Aachener Musikkontor zwei Wochen vor Saisonbeginn den Tivoli für ein „Geigenkonzert“ vermietet, das fast 5.000 Zuschauer anlockte. Diese befanden sich allerdings nicht auf den Steh- und Sitzrängen, sondern genau wie die Riesenbühne unten auf dem frisch eingesähten Rasen des Stadions. Groß war der Schrecken jetzt, als alles abgebaut war und man die Bescherung sah.
    Foto: Christian Walther, www.c-walther.de
    Obwohl die Alemannia schon im Vorfeld auf die Risiken für den Rasen hingewiesen hatte, war es passiert. Riesige gelbe Flecken, die unter der Abdeckung hervorkamen, tiefe Furchen, verursacht von Bühne und Transportfahrzeugen sowie eine Absenkung von ganzen Teilen der Spielfläche, waren das Resultat dieses Konzertes. Ein eilig herbeigerufener Gutachter sowie die Verantwortlichen des Sportamtes der Stadt Aachen erklärten den Platz für ab sofort unbespielbar. Daß heißt, die Saisoneröffnung mit dem Spiel gegen den 1. FC Köln wird nicht auf dem Tivoli ausgetragen. Zur Zeit ist man (Alemannia, Stadt, Polizei) eifrig dabei, eine Alternative für den 22.07. zu finden. Sollte der Rasen sogar ganz abgetragen werden müssen und umfangreiche Renovierungsmaßnahmen am Boden erfolgen müssen (z.B. neuen Rollrasen verlegen), würde das bedeuten, daß in den nächsten sechs Wochen kein Spiel in unserem Stadion ausgetragen werden kann. Die ersten drei Heimspiele würden dann entweder auswärts oder auf einem Ausweichplatz stattfinden.

Die ersten Begegnungen machten Lust auf mehr. Schnell merkten die Fans, die regelmäßig auch in den letzten Jahren die Spiele besucht hatten, dass es Unterschiede zu den abgelaufenen Spielzeiten gab. Sollte in dieser Saison alles oder zumindest vieles anders werden? Bereits nach dem Sieg in Eynatten war bei uns zu lesen:


    Original-Text Alemannia Web vom 10.07.98
    [...] Hart wurde zwar in der letzten Woche im Trainingslager gearbeitet, doch standen in diesem Jahr auch vermehrt taktische und spielerische Übungen im Vordergrund. Trainer Werner Fuchs scheint also für die kommende Saison zu planen, von dem rein auf Kampf ausgerichteten Spiel wegzukommen und mehr andere Elemente zu fördern. Ansatzweise konnte man schon im ersten Spiel die variable Abwehrkette oder das plötzliche Pressing im Mittelfeld erkennen. Die nächsten Spiele werden darüber Aufschluß geben, wohin der Weg geht.

Alemannia und der FC vor dem Spiel am 22. Juli 1998 bei der Saisoneröffnung im Kohlscheider Oststadion

Gut fünftausend Zuschauer sahen später in Kohlscheid bei der Saisoneröffnung ein gerechtes 2:2 Unentschieden gegen den gerade aus der Bundesliga abgestiegenen 1. FC Köln und die Hoffnung wuchs, dass eine erfolgreichere Saison vor uns liegen würde als zuletzt. Die Mannschaftsaufstellungen:

Trainer Werner Fuchs nach dem Spiel
Alemannia Aachen:
 Lenz -
 Winkhold (80. Zimmermann), F. Schmidt, Bashi (80. Molnar), Meulenberg (75. Beffort) -
 Heeren (75. Hoffmann), Bluhm, Lasser, Vanderbroeck (54. Ibrahim) -
 Lämmermann (85. Küff), Krohm

 1. FC Köln:
 Menger -
 Bulajic, D. Schuster, Hauptmann, Munteanu -
 Wollitz, Azzizi, Springer (63. Voigt), Vladoiu (54. Geißmayer) -
 Vucevic (70. Cichon), R. Müller

 Tore:
  0:1 Vladoiu (16.), 1:1 Krohm (64.), 2:1 Lämmermann (84.), 2:2 Wollitz (87., Foulelfmeter)


Was noch im Juli 1998 passierte:
  • Das Fan-Forum im Internet ging online und sollte das beliebte Gästebuch entlasten
  • Auf dem Tivoli wurden nur die beschädigten Rasenteile erneuert, eine Komplettsanierung für 1999 geplant
  • Geschäftsführer Dietmar Heeren lud Mannschaft und Mitarbeiter zu seinem Polterabend ein


  • Ein paar Tage vor Saisonbeginn meldete unsere Internetseite:


      Original-Text Alemannia Web vom 28.07.98
      Zweimal als „Geheimtip“ wurde unsere Alemannia bei der Trainerumfrage der RL-Saison 98/99 genannt. Stefan Majewski (Kaiserlautern A) und Fritz Grösche (SC Verl) waren die Einzigen, die auch unser Team auf ihrer Rechnung hatten. Ansonsten ist die Favoritenrolle klar verteilt. Alle 17 Trainer halten den 1. FC Saarbrücken (2. Auswärtsspiel) für den Top-Favoriten schlechthin. Fast ebenso häufig wurden Trier (1. Auswärtsspiel), Ahlen und Siegen (3. Heimspiel) als aussichtsreiche Anwärter auf die Meisterschaft genannt. Trainer Werner Fuchs hält, wie viele andere Trainer auch, zusätzlich noch den Wuppertaler SV für einen der Clubs, der in das Meisterschaftsgeschehen eingreifen könnte. Im letzten Jahr konnte Alemannia am ersten Spieltag die damals meistgenannte Mannschaft vom LR Ahlen innerhalb einer Halbzeit zerlegen. Gelingt ihr in dieser Saison beim DFB-Pokalhalbfinalist ein ähnliches Husarenstück?


    Einen Tag vor dem ersten Spiel in Trier konnten die Fans ein Interview in der Aachener Zeitung mit Spielführer Thomas Lasser nachlesen. Hier der Wortlaut:

    Wie ist die Vorbereitung gelaufen, wie viele Trainingskilometer hat das Team zurückgelegt?
    Lasser: Im Vergleich zu den Vorjahren war das nicht so viel, weil alle fit aus dem Urlaub zurückkamen. In der ersten Woche waren wir ständig im Paulinenwäldchen, da kennen wir jetzt jeden Busch.

    Das klingt nicht nach nebenberuflicher Tätigkeit. Wie viele Kicker gehen tatsächlich noch einem Beruf nach?
    Lasser: Das sind nur noch wenige. Tobias Lenneper arbeitet bei der Stadt, Mike Zimmermann bei der Stawag, Mario Krohm bei einem Immobilienmakler, Christian Schmidt studiert Medizin, und ich im 5. Semester Betriebswirtschaftslehre an einer Fernuniversität.

    Und nach der Karriere haben alle ausgesorgt?
    Lasser: Nein, sicher nicht.

    Wie geht es dann weiter ohne Ausbildung?
    Lasser: Das frage ich mich auch bei einigen. Viele hoffen, daß sie tatsächlich den Sprung in die Bundesliga schaffen und so finanzielle Sicherheit erhalten.

    Sie haben selbst schon für Frankfurt in der Bundesliga gespielt. Sehen Sie im aktuellen Kader einen Sportskameraden, der den Sprung auf jeden Fall packen wird?
    Lasser: Den sehe ich nicht. Da gehört auch immer eine Portion Glück zu. Wer von uns hätte denn gedacht, daß Torsten Frings so schnell den Durchbruch schafft?

    Stellt auch ein Spieler in der 3. Liga sich komplett auf den Spielbetrieb ein? Gibt es einen Zapfenstreich?
    Lasser: Während der Woche gibt es keine Richtlinie. Den dritten und vorletzten Tag vor einem Spiel müssen wir um 23 Uhr, am letzten Tag um 22 Uhr zu Hause sein. Bezüglich der Ernährung gibt es keine Vorschriften oder Essenspläne. Da zählt die Eigenverantwortung. Es gibt auch keine Strafen für Liebhaber von Hamburgern und Zigaretten, sondern lediglich Kommentare des Trainers.

    Es ist ein offenes Geheimnis, daß andere Vereine brutto wie netto zahlen. Kommt da kein Neid auf solche Verdienstmöglichkeiten auf.
    Lasser: Das wäre so, wenn man kurzfristig denken würde. Die Ver- gangenheit hat doch gezeigt, welche Probleme Jülich oder Würselen entstanden sind. Das schadet auch dem Image jedes Spielers, der in solche Sachen verwickelt ist.

    Andere Sportler ziehen sich derzeit massenweise aus, um zusätzliche Einkünfte und Aufmerksamkeit zu erzielen.
    Lasser: Das wäre kontraproduktiv: Wenn wir uns ausziehen würden, würden doch Fans und Sponsoren in Scharen weglaufen...

    Der Vorstand möchte erreichen, daß Platz eins bis drei "in Sichtnähe" bleibt. Wie realistisch ist die Vorgabe?
    Lasser: Das hängt entscheidend davon ab, wie sich das Technik- und Taktiktraining der letzten Wochen auswirkt. Natürlich ist der Etat überall fast größer, aber unser Trumpf ist die Geschlossenheit. Das war besonders zu erkennen, als wir die Mannschaftskasse am Ende der letzten Saison in Köln auf den Kopf gehauen haben.

    Etwa in einer Kneipe?
    Lasser: Nein, in vielen.

    Bleiben wir bei der Perspektive: Acht Spieler haben den Verein verlassen, nur wenige sind neu geholt worden. Kann man da ernsthaft mitreden?
    Lasser: Schmerzhaft ist vor allem der Abgang von Daniel Scheinhardt. Alle anderen sind zu kompensieren. Ich kann abschließend noch nichts dazu sagen, ob wir uns tatsächlich verstärkt haben.

    Keiner der 18 Trainer sieht die Alemannia vorne.
    Lasser: Gut so.

    Eine taktische Änderung ist nun, daß aus dem Libero Lasser nun der Mittelfeldspieler Lasser geworden ist.
    Lasser: Darüber haben der Trainer und ich schon in der letzten Saison nachgedacht. Ehrlich gesagt, ich spiele auch lieber im Mittelfeld. Nur soll keiner erwarten, daß ich als Torschütze in Erscheinung trete. Im Schnitt treffe ich nur zweimal pro Saison.

    Ist eine Aufstiegsprämie ausgehandelt worden?
    Lasser: Nein.

    Machen Sie sich nicht Sorgen, daß schon zu Saisonbeginn bei den schweren Gegnern heftiger Gegenwind entsteht?
    Lasser: Das kann bitter werden. In der letzten Saison haben wir aber gegen starke Gegner immer gut ausgesehen, die Punkte gingen gegen vermeintlich schwächere weg. Es ist von Vorteil, sofort gegen Liga-Favoriten anzutreten, weil auch die sich einspielen müssen.

    Die Fans machen derzeit unter dem Motto "Hände weg vom Tivoli" mobil. Für einen Fußballer muß dagegen doch eine Aachen-Arena reizvoll sein.
    Lasser: Ich kann mir noch kein Urteil erlauben. Entscheidend ist, daß die Tivoli-Atmosphäre beibehalten wird, und daß die Fans in der Lage sind, die Tickets zu zahlen.

    Noch ein Wort zu den Fans: Die Inhaber der Sitzplatzkarten gelten als extrem kritikfreudig.
    Lasser: Die gibt es in jedem Stadion. Natürlich reden wir auch öfter darüber, daß manche Spieler scheinbar eine geringere Lobby haben. Damit muß aber jeder Akteur klarkommen, darauf muß man sich einstellen.

    Die Alemannia muß wochenlang ins Kohlscheider Exil ausweichen, weil beim Rieu-Konzert Teile des Rasens zerstört wurden. Wie denkt die Mannschaft darüber?
    Lasser: Der Trainer ist immer noch stinksauer, weil er vor den Schäden im Vorfeld gewarnt hatte. Für uns ist die Verlegung ein riesiger Nachteil. Gerade zu Saisonbeginn wäre die vertraute Umgebung wichtig gewesen. Ich glaube, eine solche Posse ist auch bundesweit einmalig.

    Sie hatten Angebote von Profivereinen wie Mainz 05, warum blieben Sie am Tivoli?
    Lasser: Es gab keinen direkten Kontakt, für mich ist das auch kein Thema. Hier macht es Spaß, weil sich ständig schöne und blöde Ereignisse abwechseln.

    Andere Präsidien klotzen richtig, riskieren Millionen. Der aktuelle Vorstand dagegen ist eher zurückhaltend.
    Lasser: Natürlich wünsche ich mir solche Investitionen, aber irgendjemand muß das Risiko eingehen und dafür gerade stehen. Wäre ich Präsidiumsmitglied, hätte ich da auch kalte Füße. Alles auf eine Karte zu setzen, ist auch zu riskant, das könnte tatsächlich das Ende des Vereins sein.

    Bei vielen Vereinen gibt es Ärger für die Spieler, die ihren Vorstand kritisieren. Gibt es für Sie auch einen Maulkorb?
    Lasser: Den klassischen Maulkorb gibt es nicht. Natürlich kann schon einmal ein Hinweis von Trainer und Präsident kommen, wenn ihnen etwas nicht paßte. Beide Herren können energisch auftreten. Tonlage und Lautstärke hängen dabei natürlich vom Ereignis ab.

    Johnen, der die Spieler der l. Mannschaft einst als faule Pfeffersäcke und Abzocker bezeichnete, ist wieder als Sponsor für die Jugendmannschaften an Bord.
    Lasser: Die Jugend zu unterstützen, ist wichtig. Herr Johnen ist allerdings aufgrund solcher Äußerungen nicht unbedingt mein Freund. Bei uns gibt es keine Abzocker. Vielleicht gab es diese während seiner Amtszeit, und schließlich war er damals verantwortlich für die Personalpolitik, nicht die Spieler. Wer gesehen hätte, wie alle in der Vorbereitung mitgezogen sind, würde so etwas auch nicht sagen. Alle Aktiven hier stehen hundertprozentig zu Mannschaft und Verein. Es gibt hier ein ausgeprägtes Zugehörigkeitsgefühl, und da haben auch die Fans ihre Verdienste. Die Atmosphäre am Tivoli ist genial. Ich könnte mir nie vorstellen, in Ahlen zu spielen, obwohl man dort sicher mehr Geld verdienen könnte.

    Wie sähe der perfekte Spieler von Alemannia aus?
    Lasser: Der hätte die Technik von Andre Lenz oder Christian Schmidt, das Kopfballspiel von Tobias Lenneper, den Weitschuß von Andreas Bluhm und die Laufstärke von Günther Breitzke.

    Wann gibt es wieder Profi-Fußball in Aachen?
    Lasser: Im Fernsehen?

    Nein, am Tivoli.
    Lasser: Wenn Andre Rieu das Stadion in Köln verwüstet hat und der 1. FC Köln nach Aachen umziehen muß.


    Am 2. August begannen die Meisterschaftsspiele der Saison 1998/99.


    hier geht es weiter